Basilika Kempten als Lernort

„Meine Arbeit erfüllt mich“

„Ich habe gesehen, welch positiven Einfluss der Mesner auf die Menschen haben kann“, erzählt die 22-jährige Antonia Gut aus Aichach, die seit März in der Basilika St. Lorenz die Ausbildung zur Mesnerin durchläuft. Für die junge Frau stand deshalb früh fest: „Ich möchte Mesnerin im Hauptberuf werden.“

Um dieses Ziel zu erreichen, musste sie zunächst eine Ausbildung absolvieren, bevor sie mit der zweijährigen „Lehre“ für ihre Tätigkeit beginnen konnte. Nach dem ersten Jahr in der Basilika in Dillingen beim Mesnerverbandsvorsitzenden Klaus Probst wechselte sie zum Ausbildungsmesner Raimund Lux nach Kempten. „Wir haben ein tolles Team, da fühlt man sich voll inte­griert“, stellt sie überzeugt fest.

„Für den Dienst in großen Gottes­häusern wie einem Dom oder einer Basilika reicht die übliche Mesnerschulung von drei Wochen nicht, hat der Verband festgestellt“, erklärt Basilikamesner Lux, der seit 1989 hauptberuflich in St. Lorenz angestellt ist und als Dekanatsleiter des Mesnerverbands Kempten sowie als stellvertretender Regionalleiter in der Region Kempten wirkt.

Amt in gute Hände

Mit der Bischöflichen Finanzkammer habe der Mesnerverband zwei Ausbildungsstellen geschaffen: in Dillingen bei Klaus Probst und in Landsberg bei Thorsten Poth. Wegen einer Erkrankung ist es Raimund Lux wichtig, dass sein Amt einmal in gute Hände kommt, betont er. Aus diesem Grund habe er sich dafür eingesetzt, dass er in Kempten einen künftigen, möglichen Nachfolger ausbilden könne. Der gelernte Heizungs- und Lüftungsbauer darf selbst ausbilden, erzählt er. Die Kirchenverwaltung hat dann der Einstellung von Antonia Gut als Auszubildender zugestimmt.

Während des dreiwöchigen Kurses an der Mesnerschule in Freising werden die Frauen und Männer in alle erforderlichen Bereiche eingeführt. Ein Theologieprofessor gibt einen Einblick in das Alte und Neue Testament, Fachleute behandeln weitere Themen wie die Liturgie, Glocken und Geläutsteuerung, Lautsprecheranlagen, Garten- und Pflanzenkunde. Ein Goldschmied weist die künftigen Mesner in die richtige Pflege der oft wertvollen liturgischen Geräte wie Kelche oder Hostienschalen ein. „Für die meisten reicht dieser Kurs völlig aus“, erklärt Raimund Lux.

Früher Berufswunsch

Antonia Gut stammt aus einer christlich geprägten Familie, die sie unterstützt. Schon in frühen Jahren war sie als Ministrantin in ihrer Heimatpfarrei Mariä Himmelfahrt in Aichach tätig. „Mir war schon damals klar: Ich möchte einmal Mesnerin werden“, blickt sie zurück. Die junge Frau bewarb sich nach ihrer Lehre zur Buchhändlerin um die Mesner-Ausbildung. 

„Viele Außenstehende wissen nicht, was das überhaupt ist“, erzählt sie. Doch ihre Freunde fanden die Idee gut. „Priester und manche Erwachsene meinten sogar, die Berufsperspektiven seien eher schlecht. Das hat mich nicht abgehalten, denn an den großen Kirchen wird man immer Mesner brauchen.“

Seit März wohnt die Aichacherin in Kempten. Nur am freien Montag fährt sie heim zu ihrer Familie. Hier in der Basilika ist sie Teil eines großen Mesner- und Helferteams. Die festlichen kirchlichen Ereignisse wie Ostern oder die Fronleichnamsprozession seien immer wieder aufs Neue beeindruckend. „Auch das musikalische Programm ist in der Basilika besonders“, weiß sie als ehemalige Klarinettenspielerin das vielfältige Angebot zu schätzen.

Die spannende Endphase der Renovierung der Basilika erlebt Antonia Gut gerade mit. Genauso, wie sie es gerade in Kempten mitmacht, hat sich die junge Frau ihre Aufgaben vorgestellt. „Meine Arbeit erfüllt mich. Viel mehr noch, als während meiner Ausbildungszeit als Buchhändlerin“, schildert sie. „Die Rolle eines Mesners muss man ausfüllen können“, sagt sie weiter. Dafür brauche es das fachliche Wissen, das persönliche Leben aus dem Glauben und einen guten Umgang mit den Menschen. Schließlich sei der Mesner für viele ein wichtiger Ansprechpartner.

Sabine Verspohl-Nitsche

16.08.2023 - Bistum Augsburg , Kirche , Mesner